Riesengroß ist der Aufschrei aller Analysten. Bedrohliche Schlagzeilen
wie „China zieht die Weltwirtschaft nach unten“ , „Krise in China erscheint
unabwendbar“, aber auch „China-Krise
löst Griechenland-Krise ab“ tauchen täglich in den Medien auf. Aber was ist dran an diesen großen Sorgen um
die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und was hat das mit uns zu tun?
Zunächst einmal: Was genau passiert aktuell in China und in
der Weltwirtschaft?
- Die Rohstoffpreise sacken immer weiter ab. Kupfer, Nickel und Eisenerz haben den niedrigsten Wert seit sechs Jahren. Laut Meldungen des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) brach der Rohstoffpreisindex im Juli 2015 im Vergleich zum Vormonat um 9,1% ein. Besonders stark machen sich die gesunkenen Rohstoffpreise beim Rohölpreis bemerkbar.
- Die chinesische Zentralbank hat mit einem Rekordeingriff den Yuan abgewertet. Der Mittelkurs des Yuan wurde im Vergleich zum USD im Juli um 1,9% herabgesetzt.
- Die chinesischen Börsen befinden sich im Abwärtsstrudel.
- Nach 13 Boomjahren hat China aktuell eine Immobilien-Krise. Die Immobilienpreise haben sich innerhalb von sechs Jahren fast verdoppelt und es gibt erhebliche Leerstände.
- Chinas Exporte gehen zurück.
Aber steckt China wirklich in einer existentiellen Krise?
Wichtig ist zu
berücksichtigen, von wo China kommt.
Dem Absturz der Aktien ging ein einjähriger Boom voraus, in
dem die Kurse um 150% gestiegen sind. Das
bedeutet in Konsequenz, dass Anleger,
die vor einem Jahr gekauft haben und jetzt ihre Aktien abstoßen, immer noch
einen nicht unerheblichen Gewinn machen.
Zudem ist der aktuelle Aktienkurs kein absoluter Indiz für einen möglichen Absturz der gesamten chinesischen
Volkswirtschaft. Das liegt zum einen daran, dass der Anteil der Anleger in
der chinesischen Bevölkerung im Vergleich zu westlichen Ländern deutlich geringer ist. Zum anderen hängt die Finanzierung von
Unternehmen – anders als beispielsweis ein den USA – auf Grund der Besonderheiten
des Systems , nicht von den Aktienkursen ab.
Ein ziemliches Problem hingegen ist der Anteil und die Höhe
an Privatschulden, die sich seit 2007 mehr als vervierfacht haben. Hier ist vielleicht ein bisschen Geduld
vonnöten, bis sich die Problem regulieren
lassen. Der große Unterschied zum Rest der Welt ist allerdings, dass China
nicht im Ausland verschuldet ist. Tatsächlich verfügt China immer noch über die
größten Devisenreserven der Welt.
Wie verhält es sich mit dem Wirtschaftswachstum Chinas? Verifizierbare
Zahlen liegen hier naturgemäß nicht vor.
Unter Analysten gehen die pessimistischsten aber von einem Witschaftswachstum
von mindestens 3 % bis 4% aus. Das ist im Vergleich zum Wachstum der
vergangenen Jahre natürlich bitter. Aber im Vergleich mit dem Rest der Welt
kann sich dieses Wirtschaftswachstum durchaus noch sehen lassen.
Welches Ausmaß die Krise nun tatsächlich hat, läßt sich also nicht genau
einschätzen. Und natürlich zittert die Welt wenn Chinas Wirtschaft hustet. Was wiederum einmal mehr die enorme Bedeutung
Chinas für die Welt verdeutlicht. So bleibt es nur abzuwarten, wie es weitergeht. Fakt
ist, dass anders als im schwächelnden produzierenden Industriebereich, die
Dienstleistungsbranche in China boomt, der Bildungsgrad immer weiter steigt und
die Erschließung ländlicher Bereiche immer weiter fortschreitet, was wiederum
positive Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft haben wird.
Wir dürfen gespannt sein, ob die Befürchtungen des Westens begründet sind oder ob sich hier lediglich eine gesunde Reduzierung des unglaublichen Wachstums der Vergangenheit innerhalb der chinesischen Wirtschaft vor unseren Augen vollzieht.
Herzliche Grüße aus Bremen
Claudia Münster
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